Am Wochenende war ich in Köln. Und zwar in erster Linie um die wunderbare Familie O. zu besuchen, was ich schon ganz lange versprochen und immer wieder hinausgezögert hatte. Es war auch wirklich sehr sehr schön. So schön, dass ich ‘s ganz schön schade finde, dass Köln so weit weg ist. Jedenfalls war die kleine, 14-monatige N. eine ganz charmante Unterhalterin und die Eltern auch herrliche Gastgeber. Pension mit Halbpension und guten KVB Anschluss. Voll und ganz zu empfehlen!
Der andere Anlass, warum ich ausgerechnet dieses Wochenende in Köln war, war der 14. Köln Marathon, der am Sonntag stattfand. Diesen Lauf hatte ich mir im Sommer für meine Marathon Premiere ausgesucht, weil er mir wegen der tollen Atmosphäre wärmstens empfohlen wurde.
Als der Tag dann näher rückte, war ich erstaunlich gelassen. Ich wusste ja, dass die Vorbereitung zwar erst wegen der Knochenhaut und später wegen der Fußgeschichte nicht optimal war, aber doch ganz gut verlaufen ist und das hat mich doch einigermaßen ruhig schlafen lassen. Dass ich mein Minimalziel unter 4 Stunden zu bleiben erreichen würde, daran hatte ich eigentlich gar keine Zweifel, aber andererseits machte ich mir auch vorher schon klar, dass ich schon allein aufs ins Ziel kommen stolz sein könnte.
Am Morgen des Laufs packte ich dann meine Sachen zusammen, frühstückte das gewohnte Müslifrühstück und begab mich bequem zur Kleiderabgabe. Bei der kleinen Einlaufrunde fühlte ich mich zunächst noch richtig schwerfällig, allerdings wusste ich auch, dass ich generell mindestens 3-4 km brauche, um überhaupt einigermaßen in Schwung zu kommen und Selbstzweifel habe ich mir an dieser Stelle einfach verboten. Glück hatte ich dann bei der Startaufstellung. Die Läufer wurden gemäß ihrer zuvor gelaufenen Referenzzeiten in Startblöcke eingeordnet, die dann zeitversetzt starten durften. Da ich ja keine Referenzzeit vorzuweisen hatte, musste ich natürlich in einem der letzten Startblöcke starten. Dort allerdings habe ich es geschafft fast ganz vorne zu stehen. Als mein grüner Block dann also 20 Minuten nach den ersten Läufern auch endlich starten durfte, hatte ich vor mir eine fast völlig freie Bahn.
Die ersten 5 km waren nicht weiter spannend. Schön war die von vielen Zuschauern gesäumte Strecke, allerdings war mir das am Anfang noch nicht so wichtig. Kurz nach dem Start gleich ein „Du schaffst es“ zu lesen, beruhigt einen nicht unbedingt. Auf den ersten Kilometern habe ich eigentlich nur versucht locker rein zu kommen und vor allem nicht zu schnell zu laufen. Meine Rennstrategie hätte mir ein angenehmes 6 min pro km Tempo erlaubt. Aber wie das so ist, die Strecke ist frei, die Zuschauer feuern an, man will sich ja auch keine Blöße geben…. Ich bin also die ersten 5km in 27:08 min gelaufen. Etwas schneller als geplant, aber nun gut. Hatte auch was damit zu tun, dass ich vom langen Warten im Startbereich, bei Temperaturen um 20°C und strahlendem Sonnenschein, schon nach dem ersten km das dringende Bedürfnis nach dem ersten Becher Wasser hatte, und den gab es eben am Versorgungsstand bei km 5. Verpfegung gab’s dann noch an vielen Punkten im Rennen, meist leider nur Wasser oder Tee, was ich sehr schade fand. In Dresden gab’s letztes Jahr fast immer auch was isotonisches zu trinken. Das gute am Wasser ist allerdings, dass man es sich auch problemlos über Kopf und T-Shirt schütten kann, wenn’s in der Sonne zu warm wird.
Die zweiten 5 km gingen ungefähr in dem Tempo weiter. 26:42 min. Also immer noch etwas unter Plan, der 5:30 min/km für den Streckenabschnitt vorsah, der aber auch sehr vorsichtig angelegt war.
Die folgenden 3 Streckenabschnitte waren in der Rückschau wahrscheinlich die Abschnitte, die vielleicht sogar ein noch besseres Ergebnis verhindert haben. Die nächsten 10 km bin ich nämlich in glatten 5 min/km gelaufen, die folgenden 5 in 5:10 min/km. Eigentlich ging das auch ganz locker. Ich fand immer wieder Läufer, die mir ein Stück weit als Tempomacher dienten allen voran ein Zweiergespann, dass ganz gekonnt sein Tempo hielt.
Im 6. Abschnitt kam dann allerdings der Rückschlag. Zwischen km 27 und 28 habe ich gemerkt, dass die Oberschenkel sauer werden. Ich schätze, dass war das Tribut für die doch relativ schnellen 15 km davor. Eigentlich habe ich in dem Moment schon langsam die Felle davon schwimmen sehen. Ich habe zwar noch gehofft, dass irgendein wundersamer Effekt das Laktat aus dem Muskel zaubert und alles wieder locker macht, aber innerlich eingestellt habe ich mich da schon auf einen langen Kampf, immer langsamer werdende Kilometerzeiten und am Ende vielleicht sogar befürchtet, dass es vielleicht irgendwann nicht weitergeht. In dem Streckenabschnitt ist dann auch mit zweier Grüppchen auseinander gebrochen. Das führte leider dazu, dass derjenige, den ich schon vorher ganz klar als den schnelleren und fitteren identifiziert hatte, plötzlich keine Rücksicht mehr auf seinen Laufkumpel nehmen musste und auf und davon gezogen ist. Ich bin zwar trotz schmerzender Schenkel noch etwas an ihm dran geblieben, aber schließlich hab ich ihn dann doch ziehen lassen. Überraschenderweise, und obwohl die folgenden km wirklich keinen Spaß mehr machten und wirklich in Quälerei ausarteten, hab ich es irgendwie tatsächlich geschafft ein ziemlich gutes Tempo konstant weiter zu laufen. 5:20 min/km in Abschnitt 6 und 7. So hat es sich zu diesem Zeitpunkt im Rennen wirklich nicht mehr angefühlt. Lustigerweise habe ich irgendwo um km 32 sogar einen Typen überholt, der mit mir am Anfang der grünen Gruppe gestartet war, und der mir dann kurz nach dem Start davon gezogen war.
Solche Wiedererkennungsmomente gab’s mehrfach. Vor allem noch mit einer weiteren Zweiergruppe. Die beiden hatten ein T-Shirt an mit der denkwürdigen Aufschrift: „lächelnd durchs Ziel“. Zum ersten Mal habe ich die überholt, als die Schmerzen noch relativ frisch waren und ich dachte mir nur „schön wär’s“. Irgendwann im 8. Streckenabschnitt, ich schätze mal kurz hinter km 35 haben die mich dann wieder überholt. Ich blieb aber dran, hab zurück überholt und bin wieder vorne weg gelaufen, ein paar km später dann das gleiche Spiel noch mal. Am Ende war ich wenigstens vor Ihnen im Ziel auch wenn ich beim Zieleinlauf bestimmt nicht gelächelt habe.
Die letzten 7 km waren dann wirklich noch mal harter Kampf. Mehrmals hab ich mir gedacht, dass gehen doch jetzt ne schöne Alternative wäre, aber jedes Mal hab ich mich noch mal überwunden weiter zu laufen. Auch, weil ich wusste, dass ich, wenn ich mal damit anfange, nicht mehr ins laufen kommen werde. Das war nach den erzwungenen Gehpausen an den Verpflegungsständen schon schwer genug. Auch als klar war, dass ich das Minimalziel, unter 4 h zu bleiben vermutlich auch gehender Weise schaffen würde, war mein Stolz dann doch zu groß, um locker zu lassen. Außerdem half da tatsächlich das Publikum ganz enorm. Wenn von der Seite irgendwelche wildfremden Menschen „auf geht’s Fox“, „Du schaffst das Fox“ rufen, weil Sie Deinen Namen von Deiner Startnummer ablesen und Dich persönlich anfeuern, dann pusht das tatsächlich viel mehr, als ich das vorher gedacht hätte. Auch auf diesen letzten 7 km bin ich, kaum zu glauben, aber wahr, tatsächlich nicht wesentlich langsamer geworden. Tatsächlich habe ich mir am Ende sogar noch einen kleinen Endspurt mit einem fiesen kleinen Wiesel geliefert, der kurz vor Schluss meinte, er könnte jetzt noch mal an allen vorbei laufen. Aber nicht ohne Gegenwehr. Gemeinerweise dachte ich am Schluss ich hätte ihn wieder abgehängt, bevor er auf den letzten Meter doch noch mal vorbeigesprintet ist. Aber egal. Endzeit deutlich unter 3:45h.
Im Ziel war ich jedenfalls völlig am Ende. An Nahrungsaufnahme war kaum zu denken, obwohl ich wusste, dass das dringend notwendig war. Aber kurz nach dem Zieleinlaufen musste ich meinen Magen erstmal eine Weile darauf vorbereiten. Auf einmal spürte ich dann auch, dass nicht nur die Oberschenkel weh taten, sonder auch der Rücken. Aber an die Umsetzung der Idee, mich irgendwo hinzusetzten und den Rücken an die Wand anzulehnen war überhaupt nicht zu denken. Ich hab meinen Hintern keine 5 cm Richtung Boden bekommen, da geboten die Oberschenkel schon dem Versuch einhalt. Was auch gut war, denn wahrscheinlich wäre ich sonst nie wieder hoch gekommen! Die Waden haben übrigens wärend und nach dem Rennen kaum Probleme bereitet. Ich schätze das lag auch an den Kompressionsstrümpfen.
Heute, am Tag danach leider ich übrigens immer noch. Vor allem beim Treppen steigen. Runter geht eigentlich fast nur rückwärts. Muskelkater spüre ich mittlerweile aber nicht mehr nur an den Oberschenkeln, sondern auch an Wade und Schienbein und interessanterweise auch an Bauch und Rücken. Und auch der zuvor schön mekernde Fuß meldet sich wiede zu Wort, aber nicht weiter lautstark. Und Muskelkater vergeht wieder. In der Zwischenzeit werde ich bei jedem Schritt von meinem Körperchen an die Leistung vom Wochenende erinnert und das ist eigentlich auch ganz gut so.
So. Das war jetzt viel ausführlicher als ich das geplant hatte. Quasi auch ein kleiner Marathon für den Leser. Allerdings hat der geneigte Leser den Vorteil, sich die Lektüre in mehrere Etappen einteilen zu können und eine Zeitmessung erfolgt bei mir auch nicht. Aber wärs bis hierhin mit dem Lesen geschafft hat, der hat die Ziellinie jetzt auch schon vor Augen.
Auf geht’s Leser, Du schaffst es!!!!
Guats Nächtle.
1 Kommentar:
Na, dann mal herzlichen Glückwunsch zum ersten Marathon und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag :-)
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