01 Oktober 2012

Bundesvision Song Contest

Da schrieb ich doch neulich, dass es zur Zeit nichts zum Song Contest zu schreiben gäbe und ich mich deshalb auf das Reisen verlagern muss und prompt kommt da ein Musikthema angeflogen. Der Bundesvision Songcontest, Stefan Raabs deutscher Gegenentwurf oder vielleicht das von Stefan Raab gezeugte Geschwisterchen zum großen Eurovision Song Contest erregt die Gemüter. Und dazu sage ich nur: What the Fuck?

Xavier Naidoo und Kool Savas sind natürlich keine Newcomer mehr und haben selbstverständlich eine große Fanbase - übrigens nicht nur bei Zuschauern, sondern auch bei Musikredakteuren in Funk- und Fernsehen. Natürlich waren die beiden die großen Favoriten und der Sieg vorhersehbar.

ABER bei aller Liebe Leute, das ist doch nichts neues! Als Tim Bendzko 2011 antrat, war er zuvor wochen- oder monatelang auf Weltrettungsmission in allen Medien unterwegs, 2010 war Unheilig über ein halbes Jahr lang quasi omnipräsent, in den Jahren davor zählten Juli, Seeed und Peter Fox zu den Siegern - keiner von denen war Newcomer. Alle bisherigen Sieger waren etablierte Künstler, also warum genau werden Xavas jetzt ausgebuht? Warum wird auf einmal das ganze Konzept in Frage gestellt? Weil ein paar Berliner Showbesucher nicht verlieren können?

So wie das Konzept angelegt ist, gibt es doch nur Sieger. Der Sender profitiert, weil ein Konzert wie dieses eben einen Headliner braucht und die Stars profitieren, weil sie mit einer Topplatzierung positive Publicity bekommen. Die ganz großen Sieger aber sind die Newcomer, die ohne diese Show niemals die Chance hätten sich einem so großen Publikum zu präsentieren. Und dabei müssen sie gar nicht gewinnen, die Teilnahme an sich ist doch meist schon die Chance ihrer mehr oder weniger jungen Karriere. "Laing" oder "Ich kann fliegen", oder im Vorjahr "Flo Mega" würden niemals die Downloadzahlen erreichen, wenn sie in der Show keine so überzeugenden Auftritte hingelegt hätten. "Ole Soul", Voice of Germany Teilnehmer der ersten Staffel trat mal beim BuViSoCo auf mit dem Titel "Hamburg & Cologne". Er hat nicht gegen Seeed gewonnen, aber der Titel ist bist heute durchgehend in meiner Playlist zu finden. Ist das nicht ein riesen Erfolg? Man sollte mal die entsprechenden Künstler fragen, ich denke die freuen sich darüber mehr als über nen dummen Pokal.

Würde die Show auch ohne Headliner funktionieren? Bei all den Castingshows und Talentwettbewerben im Fernsehen? Würden Hollywood Blockbuster ohne Topstars in den Hauptrollen funktionieren? Wären die großen Festivals so groß, wenn die Topstars der Szene fern blieben? Wäre irgendjemandem geholfen, wenn nur Newcomer ohne vorherige Chartplatzierung teilnehmen dürften, die Show dafür aber nur noch die Hälfte der Zuschauer hätte? Und dann statt am Samstagabend zur besten Sendezeit auf Pro Sieben im Nachtprogramm von Einsfestival ausgetragen würde?

Die einzigen, die in dieser Show tatsächlich ein Risiko eingehen, sind die Stars der Szene, denn was bedeutet es für deren Karriere, wenn sie trotz Fanbase wie König Boris nur auf Platz 10 oder im Vorjahr Juli auf Platz 13 landen? Andererseits sind das auch genaue die Beispiele, die zeigen, dass das Konzept eben doch funktioniert. Wenn die Qualität des Titels oder des Auftritts eben nicht stimmt, dann haben auch etablierte Künstler keine Treppchengarantie. Xavas haben sich nämlich nicht nur wegen Ihrer hohen Bekanntheit durchgesetzt, sondern auch, weil der Auftritt gut war, weil der Titel besser war als der sonstige Einheitsbrei und weil das Lied eingängig und massenkompatibel war.

So, ich freue mich schon auf den BuViSoCo 2013 und zwar sowohl auf die professionellen Auftritte der dann antretenden Stars als auch auf die völlig überraschenden Kleinkunstperlen, die es dann wieder zu entdecken gibt. Die Mischung macht's eben!!!

Guats Nächtle


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