28 Juni 2009

Grenzerfahrungen

Zurück in der Heimat, möchte ich von meinem Wochenende berichten, denn ich hatte die große Ehre von der wunderbaren Familie S. ins sächsische Neukirchen an der Pleiße eingeladen gewesen zu sein. Vater und Sohn hatte ich im letzten Jahr auf der gemeinsamen Bolivien und Peru Rundreise kennengelernt, am Wochenende kamen die Mutti, die Oma, der kleine Bruder mit LAG, die Cousine mit Tochter (5) und 2 Kumpels dazu. Die meisten davon beim gemeinsamen Mutzbraten-Essen, einer sehr leckeren lokalen Grillspezialität, bestehend aus großen Fleischstücken und viel Majoran.

Wie zu erwarten war, wurde natürlich ausgiebig in Südamerika-Erinnerungen geschwelgt und von den nächsten Urlaubszielen berichtet. Aber das war nicht alles, denn man hatte sich ein ausgiebiges Programm für mich ausgedacht, damit der junge Wessi ein bisschen was von der Umgebung sieht (Ich war zwar schon mehrfach in Berlin, aber davon abgesehen, habe ich es noch nie weiter in den Osten als bis nach Sonneberg gebracht). Leider tauchte das Wetter am Samstag alles in ein novembriges nebelgrau, aber trotzdem konnte man die blühenden sächsischen Landschaften erahnen und die schönen alten Fachwerkhäuser und Industriebauten bestaunen. Leider ist die großartige alte Bausubstanz natürlich vielerorts recht heruntergekommen, weil die Gebäude seit Jahren leer stehen, die Sanierung zu kostspielig ist und der Immobilienmarkt in dieser Ecke der Republik die großen Investitionen natürlich nicht rechtfertigt.



Es bleibt also zu befürchten, dass in den nächsten Jahren noch vieles davon für immer verloren geht.

Bewundern konnte ich z. B. die Skat-Stadt Altenburg, wo sogar die Gulli-Deckel mit Skatkartenmuster versehen sind.



und in deren Burg gerade allabendlich mit 200 Darstellern der Prinzenraub Nachgespielt wird.


Das thüringische Altenburg war laut dem dicken roten Baedeker einst Kaiserpfalz und vom berühmten Barbarossa zur Residenzstadt erhoben worden.


Neben Altenburg besuchten wir auch die Schuhmann-Stadt Zwickau, wo wir gleich von mehreren Kapellen mit Ständchen begrüßt wurden. Die Bilder von den sehr schön hergerichteten Marktplätzen ähnelten sich, waren aber dennoch sehr schön.

Zur eigentlichen Grenzerfahrung wurde allerdings der Besuch des Dörfchens Mödlareuth bei Hof, wo wir auf der Heimfahrt einen Zwischenstopp einlegten. Das Dorf war während der deutschen Teilung ein Grenzdorf und bezeichnet sich gerne als Little Berlin. Weil vor Urzeiten bayerische Könige und örtliche Fürsten beschlossen, dass der Tannbach, der mitten durchs Dorf fließt, ein geeignete Grenzlinie wäre, verlief die Grenze zwischen Bayern und Thüringen auch 1937 genau dort und dies wurde bei der Aufteilung der Besatzungszonen auch exakt eingehalten. Heute befindet sich in dem Dorf ein Freilichtmuseum, wo man noch Mauerteile und Grenzbefestigungen im Originalzustand sehen und ein stückweit die Realität der damaligen Zeit erleben kann.





So war das also. Mein Wochenende bei Familie S. in Bildern. Falls ihr das lest, an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank für die Gastfreundschaft!

Guats Nächtle

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