16 März 2010

Tag 5-6: Ajaj

Merhaba liebe Leserschaft.

heute Abend sind wir nach zwei spannenden Tagen in Aleppo angekommen. Zwei spannende Tage voller Erlebnisse, aber Frl. ts hat gesagt, dass ich meine Leserschaft nicht mit zu viel Text ueberanspruchen darf und ich mich deshalb auf Anekdoetchen beschraenken sollte. Hm. Ich versuchs. Ganz ohne Erlebnisbericht geht's aber auch nicht.

Seit dem letzten Post hatten wir ein paar lustige Begegnungen. Z.B. in einem traditionellen Teehaus in Damascus, in dem wir unseren letzten Abend verbrachten. Eigentlich waren alle Tische besetzt, aber ein netter Damaszene bot uns an, uns zu ihm zu setzen. Und so erzaehlte er uns, dass sein Sohn auch gerade 30 geworden ist und am Freitag heiraten wuerde, dass er selbst eine Art Hostel betreibt und dass kuerzlich 2 Hollaender bei ihm gewaesen waeren, die mit dem Fahrrad von Holland nach Syrien geradelt seien. Und davor mal ein Belgier, der das Gleiche zu Fuss vollbracht hat. Nebenbenbei gab er uns einen Flower-tea aus und lies uns an seiner Shisha ziehen. Sehr gastfreundlich, die Syrer. Auf dem Heimweg lachten wir noch herzlichst ueber den Pick-up, der vor uns den Rueckwaertsgang einlegte und dessen Alarmsignal ein wunderhuebsch quietschiger Lambada war und wir genehmigten uns ein herrliches Eis mit Pistazienmantel in der immervollen Eisdiele im Suk.

Am naechsten Tag gieng es dann raus aus der Stadt, rein in die Wueste, mit dem Bus nach Palmyra. Wir waren beide ernsthaft beeindruckt. Fuer mich war es besonders der Blick aus der Ferne auf die Ruinen, die mitten in der Wueste einfach auftauchten. Wir waren einmal quer durch gewandert, noch ein wenig abseits zu den ersten, sich in Sichtweite befindenden Grabhuegeln abgeschweift und auf dem Rueckweg eroeffnete sich eben dieser Anblick. Fuer mich war in dem Moment irgendwie die Geschichte greifbar geworden, die Vorstellung von Karawanen, die entbehrungsreich durch die Wueste gezogen und dann bei dieser prachtvollen Stadt, voller Saeulen und Tempel angekommen sind. Die Szenerie wurde natuerlich unterstuetzt durch den strengen Wind der dort bliess und den Sand aufwirbelte.



Schon zu Hause in Deutschland habe ich mich beim Blick auf den Wetterbericht fuer Syrien und Jordanien gewundert, als ich dort statt einem Sonnen oder Wolkensymbol das Woertchen Sand geschrieben fand. Nun, gestern und heute haben wir erlebt was Sand ist und vor allem, was ein ausgewachsener Sandsturm ist. Vor allem heute war der ajaj so stark, dass man vor lauter Verwehungen zeitenweise kaum die Strasse gesehen hat. Interessante Erfahrung sage ich nur.

Zum Glueck musste ich da nicht autofahren. Das uebernahm heute Machmud fuer uns. Wir haben uns gestern spontan entschieden, die Tour zu aendern und mit einem privaten Fahrer eine Tour zu buchen, die uns quer durch die Wueste fuehrte und am Ende nach Aleppo fuehrte. Machmud musste sich ganz schoen konzentrieren, um auf der Strasse zu bleiben, aber ich schaetze, er ist das gewohnt.

Machmud zeigte uns die Ruinen von Wuestenschloessern und verlassenen Wuestenstaedten und machte mit uns ein Beduinen Picknick am Assad-Stausee inklusive der obligatorischen Wasserpfeife. Leider war sein englischer Wortschatz eher begrenzt, aber dafuer brachte er mir ein paar Woerter arabisch bei (ich kann noch Sonne, Mond, Wasser und schoen, immerhin). Ausserdem spielte er Beduinen-Pop und konnte sich dabei kaum auf seinem Fahrersitz halten, zuckte mit den Schultern und kreiste mit den Armen. Das war zum Glueck nach dem Sandsturm, als die Strassen immernoch leer aber die Sicht schon wieder gut war.



Das schoenste Wuestenerlebnis bleibt aber noch der Mai-Tai-Verschnitt, den wir bei Sonnenuntergang auf der Terrasse des Zenobia-Hotels mit Blick auf die Ruinen von Palmyra zu uns nahmen. Dazu der strenge aber angenehm laue Wind und dieses Geschichtstraechtigen Fleckchens. Zum Zenobia gibt es eine ganze imperiale Legende von einer reichen franzoesischen Graefin, die sich dort nieder liess und deren Mann dann dort unter mysterioesen Umstaenden den Tod fand. Sehr, sehr idylisch, das alles.

Dafuer ist der Kontrast zur Grosstadt jetzt wieder besonders gross. Die naechsten zwei Tage heisst es erstmal die Stadt mit all ihren Menschen und dem dazugehoerigen Chaos wieder lieben zu lernen. Einen der Vorteile der Stadt habe ich gerade schon wieder entdeckt. Es gibt wieder Baeckereien mit jeder Menge leckerem Suesskram im Schaufenster.

Fotos gibts uebrigens erst spaeter mal. Es ist schon wieder recht spaet und ich habe jetzt noch keine Lust mir das lange hochgelade anzutun. Man moege es mir verzeihen, genauso wie die Ueberfrachtung mit Woertern. Ich habe es wieder nicht geschafft mich dem Medium gerecht kurz zu fassen. Aber Ihr koennt ja in Etappen lesen.

Chatrak aus Aleppo

1 Kommentar:

Sabine hat gesagt…

ich bitte doch dringend darum, mit Wörtern überfrachtet zu werden!

Sehr hübsch übrigens, wie Du mysteriöse Todesumstände und Idylle zusammenbringst. Muß ich mir merken für später ;-)